Vor dem Ruhestand

Inszenierung Elmar Goerden
Bühnenbild 
Ulf Stengl & Silvia Merlo Kostüme Lydia Kirchleitner Musikalische Leitung Matteo Fargion

Michael Mendl Rudolf Höller, Gerichtspräsident & ehemaliger SS-Offizier Nicole Heesters Vera, seine Schwester Sona MacDonald Clara, seine Schwester

 

 

Thomas Bernhards Theaterstück „Vor dem Ruhestand“, erschienen im Jahre 1979, trägt den Untertitel „Eine Komödie deutscher Seele“. Dies ist ein Bonmot für das bernhard -typische sarkastische Zerpflücken gesellschaftlicher und familiärer Zustände. Bernhard selbst konzipierte „Vor dem Ruhestand“ gleichermaßen als Tragödie wie auch als Komödie.

Anlass zu diesem Stück war der Fall Filbinger in den 1979iger Jahren in Deutschland, Kontroversen zwischen Claus Peymann und Ministerpräsident Hans Filbinger, der auf Grund seiner nationalsozialistischen Vergangenheit zum Rücktritt gezwungen wurde. Bernhard thematisiert in „Vor dem Ruhestand“ das Fortbestehen faschistischer Strukturen im Deutschland der 1970iger Jahre, exemplarisch vorgeführt an der Familie eines Richters, der als ehemaliger SS-Offizier und KZ-Kommandant jährlich Himmlers Geburtstag feierlich begeht.

Das Theaterpublikum rezipiert sowohl die Vorbereitungen auf das jährliche Fest, ebenso wohnt es diesem bei. Das Warten und Feiern bilden den „kargen Aktionskern“ des Stücks, gegen Ende der Aufführung stirbt der von nationalsozialistischem Wahn ergriffene Rudolf Höller an einem Herzkollaps.

Die bernard-typischen Monologe sind in „Vor dem Ruhestand“ weniger ausufernd, dennoch oder gerade deswegen weiten sich die Gespräche innerhalb der Protagonisten immer wieder zu ungezügelten Hasstiraden aus.

Vor dem Ruhestand“ wurde am 29. Juni 1977 am Staatstheater Stuttgart uraufgeführt.

Thomas Bernhard gab am 23 .Juni 1980 in einem Spiegel-Interview mit Hellmuth Karasek und Erich Böhme ob der Frage ob „Vor dem Ruhestand“ ein Filbinger-Stück sei zu Wort: „ Also missverstehen Sie mich nicht. Ich habe das Gefühl, dass ich und alle anderen mit allen verwandt sind. Dass auch ein Filbinger in mir ist wie in allen anderen.“

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